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Famulatur in der Klinik Zugersee

Oleksandra Kosolapova und Andreas Kuckelkorn studieren im 7. Semester Humanmedizin an der privaten Universität Witten-Herdecke in Nordrhein-Westfalen. Im Sommer 2022 verbrachten sie als Famulanten vier Wochen in der Klinik Zugersee – sie auf der Akutstation A6 mit Schwerpunkt Psychotische Erkrankungen, er auf der Spezialstation F6 für Abhängigkeitserkrankungen. Ob sie wohl später die Fachrichtung Psychiatrie einschlagen?

Ihr wohnt und studiert in Deutschland. Warum habt ihr euch für ein Praktikum in der Klinik Zugersee entschieden?

Andreas: Im aktuellen Semester behandeln wir die Schwerpunktfächer Neurologie und Psychiatrie. In diesem Zusammenhang müssen wir ein vierwöchiges Praktikum absolvieren.

Oleksandra: Wir wollten in eine Psychiatrie in der Schweiz oder im nahen deutschsprachigen Ausland, um die dortige medizinische Versorgung kennenzulernen. Hier in der Klinik waren alle sehr entgegenkommend und das Bewerbungsverfahren war unkompliziert, was gerade für mich wichtig war. Ich komme ursprünglich aus der Ukraine und brauchte eine Arbeitserlaubnis.

Andreas: Hier hat man sich um alles gekümmert. Wir waren im steten Kontakt mit dem HR, sie haben sich unter anderem sehr dafür eingesetzt, dass wir im Klinik-Wohnheim ein Zimmer und einen Parkplatz erhalten.

«Ich wurde sehr positiv überrascht und auch sofort im Team aufgenommen. Dadurch fühle ich mich sehr eingebunden.»

Oleksandra

Hattet ihr konkrete Vorstellungen und Erwartungen an eine psychiatrische Institution?

Oleksandra: Von der Psychiatrie hatte ich wenige Vorstellungen, aber Erwartungen auf jeden Fall. Ich wollte vor allem die wichtigsten psychiatrischen Krankheitsbilder kennenlernen und generell in den Alltag einer Psychiatrie reingucken. Man kennt ja Filme wie «Einer flog über das Kuckucksnest» und mich interessierte, was an gängigen Klischees dran ist (lacht). Ich wurde sehr positiv überrascht und auch sofort im Team aufgenommen. Dadurch fühle ich mich sehr eingebunden.

Andreas: Ich war früher Krankenpfleger und hatte durch meine Ausbildung schon Einblicke in die Psychiatrie. Von dem her gab es für mich nicht allzu viele Überraschungen. Richtig positiv finde auch ich, wie freundlich und zuvorkommend hier alle sind.

«Während der Arbeit kann ich jederzeit Fragen stellen und auch an internen Fortbildungen teilhaben.»

Andreas

Was gefällt euch hier am meisten?

Oleksandra: Ich finde es toll, wie viel Kontakt wir mit den Patientinnen und Patienten haben. Dass sie wie gesunde Menschen behandelt werden und sie sich draussen aufhalten können. Auch sehr schön ist, dass wir mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern direkt per Du waren, was in Deutschland eher unüblich ist. Und natürlich der wunderschöne Ausblick und die landschaftliche Umgebung!

Andreas: Das Gesamtpaket stimmt hier einfach. Auch das ganze Drumherum, zum Beispiel die vielen Freizeitmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe. Während der Arbeit kann ich jederzeit Fragen stellen und auch an internen Fortbildungen teilhaben. Uns wurde ein Laptop bereitgestellt und wir haben zwischendurch immer wieder die Gelegenheit, zu recherchieren, Patientenakten zu studieren usw.

Wie sieht euer Arbeitsalltag als Famulanten auf der Station aus?

Oleksandra: Von 8 bis 9 Uhr verschaffe ich mir anhand von E-Mails und Berichten einen Überblick, was im Spätdienst los war. In der Besprechung mit der Pflege und dem Oberarzt folgt ein gegenseitiger Austausch, in dem alles geklärt und der Tag geplant wird. Danach geht’s mit der Visite bei den Patientinnen und Patienten weiter und anschliessend haben wir gemeinsame Frühstückspause. Danach stehen verschiedene administrative Dinge an und es gibt eine ärztliche Besprechung. Nachmittags kann ich beispielsweise bei körperlichen Untersuchungen unterstützen, EKGs bewerten, bei den Therapien oder bei Patientenaufnahmen dabei sein, bis gegen 17 Uhr der Arbeitstag zu Ende geht.

Andreas: Auf meiner Station ist es ähnlich. Ich starte um 8 Uhr und am 9 Uhr findet der Frührapport mit der Pflege und den Psychologinnen und Psychologen statt. So erfahren wir, was es Neues gibt. Nach der Frühstückspause folgen die Visite und die interdisziplinären Fallbesprechungen mit den Therapeutinnen und Therapeuten und dem Sozialdienst. Ich nehme bei Eintritts- und Vorgesprächen und bei der einmal wöchentlich stattfindenden Teamsitzung teil. Auch habe ich Einblick in die Einzelgespräche und Gruppentherapien. Ich bin die ganze Zeit einem Assistenzarzt zugeordnet, mit dem ich überall mitgehen darf. Wie Oleksandra kann auch ich die körperlichen Untersuchungen durchführen, EKGs auswerten usw. – natürlich immer mit dem Einverständnis der Betroffenen.

Wisst ihr schon, ob ihr später die Fachrichtung Psychiatrie einschlägt?

Oleksandra: Ich kann mir gut vorstellen, nach dem Grundstudium in diese Richtung zu gehen und schliesse es nicht aus, vielleicht mal hier zu arbeiten. Anderen Studierenden kann ich eine Famulatur in der Klinik Zugersee weiterempfehlen. Die Arbeitstage sind angenehmen und in der freien Zeit können wir an den See, wandern gehen usw.

Andreas: Ich könnte mir momentan auch noch andere Berufsziele vorstellen, zum Beispiel Kinderarzt. Doch der Aufenthalt hier war auf jeden Fall sehr interessant und hat Spass gemacht. Ich bin sehr dankbar, dass uns dies ermöglicht wurde.